Opel Mokka-E oder warum UI und UX äußerst wichtig ist.

Herleitung

Vorletztes Jahr (2021) im November habe ich mein Auto aus diversen Gründen verkauft. Es war ein Ford Focus Baujahr 2016 in Titanium-Ausstattung. Fast voll ausgestattet. Großes Navi, automatisches Einparken, großer Kofferraum und Sitzheizung, alles dabei. Trotz der Tatsache, dass das auf Sync 2 in Europa getaufte System von Microsoft stammt, war die Funktion im Grunde immer gegeben. Jegliche Smartphones konnten via Bluetooth verbunden werden und die Navigation war sehr einfach und intuitiv möglich. Dank der 4 Kacheln.

Ein Video zum Sync 2 System.

Warum ich das so erzähle? Ganz einfach, weil das System ca. aus 2015 stammt.

Spulen wir vor in 2022 zu meinem Auto bis Ende September, dem Mokka e von Opel. Dieses Auto habe ich zum Testen der Elektromobilität von Finn gemietet.

Vorneweg ein wichtiger Hinweis: Der Mokka e ist genau genommen nicht mit dem Focus vergleichbar, da der Focus ein Mittelklasse-Normalo Auto ist und der Mokka e schlichtweg ein Mini-SUV auf Basis des Opel Corsa e.

Opel wirbt mit dem neuen Infotainment System vom Mokka e, stattet sämtliche Pressefahrzeuge allerdings mit dem 10" Navi aus. Somit haben wir hier kein Video auf Youtube, lediglich folgendes Bild des Opel Konfigurators zum Zeitpunkt dieses Blog Posts.

Opel Mokka e 7" Infotainment System

Das Bild ist von der Opel Website kopiert.

Die Probleme beginnen

Bis zur Fahrt zum Bodensee am Osterwochenende dachte ich, dass das System nicht so schlimm sei. Naja, falsch gedacht. Zusammen mit meinem Google Pixel 4a mit aktuellstem Software-Stand hat es ab und an gehakt. Nun aber der Reihe nach.

Wenn man in ein Auto einsteigt, möchte man das Auto starten und das los fahren und am besten noch die Musik vom letzten mal weiter hören. So hat das bei meinem Ford Focus funktioniert. Bluetooth an und fertig. Da Opel leider lediglich die Lizenz für kabelgebundenes Android Auto hat, ist das Ganze leider etwas komplizierter.

Man steigt ins Auto, stöpselt sein Telefon in das eigene USB-C-Kabel in der Mittelkonsole ein und wirft das Telefon dann in die tolle Auffangschale. Das Auto wird gestartet, man tippt auf “Android Auto”, wenn es auftaucht. In der Zwischenzeit darf man sich trotz Bluetooth-Verbindung das grausige Radio anhören. Es kann allerdings passieren, dass Android Auto nicht funktioniert und aus unerklärlichen Gründen die Anzeige zwar da ist, Spotify allerdings nicht reagiert. Jetzt mag man glauben, dass Spotify hier die Ursache ist, weit gefehlt. Mit Pocket Casts ist dies nicht anders.

Das ist witzigerweise nicht einmal das Hauptproblem, woran ich verzweifle.

Es ist das absolute Durcheinander in der Menüführung. Es gibt keine Möglichkeit, einfach während der Fahrt Bluetooth als Audio-Eingabe auszuwählen.

Von der Anmeldung eines Bluetooth-Endgeräts ganz zu schweigen.

Es gibt hier keine einheitliche und sichere Menüführung. Oder vielleicht habe ich sie noch nicht verstanden; was nicht besser wäre.

In diesem Video beschreibt Susanne Gruner (Produktmanagerin für das Infotainment System) die Funktion des Systems und erwähnt, dass sie immer empfehlen würde, ein Navigationssystem im Auto zu erwerben, da das immer die aktuellsten Informationen hätte. Ohje, naja, mein Android hat mit Google Maps häufig deutlich bessere Informationen und muss nicht mit einem 17 GB großen Update aktualisiert werden.

Mein Hauptproblem mit dem Opel

Bei einem Elektroauto ist man darauf angewiesen, dass man einfach und schnell (freie) Ladestationen findet. Wenn ich auf einem längeren Tripp unterwegs bin, erwarte ich, dass mein Auto mir eine Route mit entsprechenden Ladestopps plant. Das kann System von Opel, bzw. PSA/Stelantis, aber nicht. Lediglich bei ~12% Restakku wird mir sehr sehr langsam die Anzeige meines Google Autos durch die Navigation des Systems ersetzt und mir random sämtliche Lademöglichkeiten angezeigt. Nicht priorisiert von >150 kW Lader, sondern wirklich ALLE, auch “langsame” 11 oder 22 kW Ladepunkte.

Im Grunde wäre das nicht das Problem, hätte der Opel Mokka e nicht solch einen schlechten CW Wert (0,32 lt. Elektroauto-Vergleich.de) kombiniert mit solch einem kleinen Akku und der nicht ganz so schnellen Ladeleistung (max 100 kW peak).

Wenn man nun den Kia e-Niro mit dem Opel Mokka e vergleicht, ist der neuere Opel nicht wirklich besser. Klar, in Sachen Schnellladen, deutlich vor dem Niro. Allerdings komme ich mit dem Niro lt. Angabe ca. 120 km weiter mit einer Ladung. Das dürfte die Differenz der langsameren Ladegeschwindigkeit wettmachen.

Technische Probleme

Updates installieren

Opel bietet für die Ungeduldigen, wie mich, eine Möglichkeit an das Infotainment System zu aktualisieren. Somit ist mit einem 32 GB USB-Stick das Update recht schnell installiert. Dachte ich. Beim ersten Update wollte ich das in meiner Mittagspause durchführen. Tja, leider hat das ungelogen über 45 Minuten gebraucht, bis das fertig war. Das Update der Karten habe ich dann einfach nicht durch geführt.

Zum 18.04.2022 gibt es ein neues Update. Der Download ist extremst langsam und hat über 12 Stunden für 5,86 GB benötigt. Natürlich verständlich, wenn sämtliche Opel - Händler und Kunden das zur gleichen Zeit herunterladen.

Die App

Opel bietet die App “My Opel” an. Hierüber kann ich den Ladestand, die Position meines Autos, gefahrene Kilometer angezeigt bekommen. Eine Vorklimatisierung soll auch möglich sein. In der Praxis hat das leider nicht funktioniert. Es ist auch möglich die lokal durch geführte Routenplanung an das Auto zu schicken. Also das Ziel, nicht eine Route. Im Grunde super, wenn es immer funktionieren würde. Also mit Aufruf der App und nicht, wenn der Server oder das Auto Lust haben. In der aktuellen Version 1.35.0 bekomme ich eine Pushbenachrichtung, dass die Funktion nur mit aktivierter Internetverbindung funktioniert. Wohl gemerkt, das Smartphone ist hier im Ruhezustand.

Die Bewertungen auf Google sprechen Bände und der Eindruck besteht, dass hier die Kompetenz in Sachen (mobile) Softwareentwicklung erst aufgebaut wird. Häufig werden solche Komponenten auch einfach Zulieferern überlassen. Das heißt, den Serverteil programmiert Serverbude 42, das Opel Account-System die Profile 24 GmbH und die App wird von Hipsterbude 23 OHG programmiert. Ob das hier so ist, kann ich nicht sagen.

Generelles Problem der Elektromobilität, losgelöst vom Opel

Auf der Fahrt von Stuttgart nach Hannover vor kurzem musste ich feststellen, dass einige Ladestationen nicht wirklich gut in Schuss waren. Entlang der A7 sind zudem fast keine schnellen Ladestationen vorhanden oder wenn dann lediglich mit nur 50 kW oder richtig teuer.

Während ich mit einem klassischen Auto einfach zur Tankstelle fahre und sicher sein kann, dass hier mindestens eine Zapfsäule funktioniert, ist das bei Elektroautos nicht gegeben. Mir wird weder an der Autobahn angezeigt, was für Ladesäulen an der Raststätte stehen, noch wie viele frei sind. Wenn es nicht Google Maps mit Sprachsteuerung gäbe, müsste ich mit meinem Handy in der Hand auf der Autobahn mit Apps heraussuchen, wo ich denn am Schnellsten und Besten laden kann. Dabei ist Google Maps leider auch nicht wirklich gut, da mir hier eine Klassifizierung von den Geschwindigkeiten von “normal” über “schnell” bis “schnellste” angezeigt wird. Das ist nicht sonderlich förderlich, wenn es Lademöglichkeiten von Schuko-Steckdose mit 3,5 kW bis zu Typ 2 Stecker mit 7 kW über 11, 22 oder dann die CCS-Variante mit 50, 80, 100, 150 oder 300 kW gibt.

Und was jetzt?

Ganz einfach: Die Software muss endlich dem Benutzer und den Bedürfnissen gerecht werden. Auch die mobile App. Aus Kollegenkreisen weiß ich allerdings, dass es bei Peugeot nicht anders aussieht. Tja, ist im Grunde ja ein Konzern. Andere Skin und schon hat man mit einer Entwicklung 2 oder mehr Systeme. Aus Kostensicht kann ich das verstehen. Es sollte allerdings einfach funktionieren und nicht wechselnd.

Die Miete habe ich definitiv nicht verlängert, mir keinen Opel oder ein anderes Auto aus dem Stelantis-Konzern (Peugeot, Opel, Citroen …) zulegen. Im Grunde funktioniert die Elektromobilität für mich und mit der Zeit wird es Stromtankstellen ähnlich der von Benzin und Diesel geben. Die Zukunft wird zeigen, wie ich in Zukunft mobil unterwegs bin.

Beim Autokauf werde ich allerdings sehr stark auf die Software achten.

Wie ist deine Erfahrung und/oder deine Gedanken? Ich freue mich über deine Nachricht oder Kommentar.